Ein respektvolles Musikerporträt: «Zakir and His Friends» von Lutz Leonhardt
Neue Zürcher Zeitung vom 26. Oktober 1998
Wohl deshalb, weil der deutsche Filmregisseur Lutz Leonhardt selbst Perkussionist ist, macht er in seinem Porträt des indischen TablaMeisters Zakir Hussain einen weitverbreiteten, verhängnisvollen Fehler nicht. Während es nämlich zur Mode geworden ist, Musiker aus allen möglichen Traditionen zum gemeinsamen «Weltmusizieren» zu animieren und dadurch einem fatalen Globalisierungswahn Vorschub zu leisten, spielen die Trommler im Film «Zakir and His Friends» nie zusammen. So kommt die grosse Kunst der Perkussionisten wunderbar zur Geltung: die rhythmische Komplexität und die unglaubliche klangliche Differenziertheit des TablaSpiels Hussains und seines legendären Vaters Alla Rakha, die ansteckende Calypso-Vitalität der Steelbands in Trinidad, die geheimnisvolle Koordination eines balinesischen Angklung-Orchesters oder die furchterregende, militante Energie der japanischen Kodo-Trommler. Gewiss: All dies ist Rhythmus und Puls, all dies ist faszinierend, aber die Traditionen und Sprachen sind sehr unterschiedlich und letztlich untereinander nicht kompatibel.
Neue Zürcher Zeitung vom 26. Oktober 1998
Wohl deshalb, weil der deutsche Filmregisseur Lutz Leonhardt selbst Perkussionist ist, macht er in seinem Porträt des indischen TablaMeisters Zakir Hussain einen weitverbreiteten, verhängnisvollen Fehler nicht. Während es nämlich zur Mode geworden ist, Musiker aus allen möglichen Traditionen zum gemeinsamen «Weltmusizieren» zu animieren und dadurch einem fatalen Globalisierungswahn Vorschub zu leisten, spielen die Trommler im Film «Zakir and His Friends» nie zusammen. So kommt die grosse Kunst der Perkussionisten wunderbar zur Geltung: die rhythmische Komplexität und die unglaubliche klangliche Differenziertheit des TablaSpiels Hussains und seines legendären Vaters Alla Rakha, die ansteckende Calypso-Vitalität der Steelbands in Trinidad, die geheimnisvolle Koordination eines balinesischen Angklung-Orchesters oder die furchterregende, militante Energie der japanischen Kodo-Trommler. Gewiss: All dies ist Rhythmus und Puls, all dies ist faszinierend, aber die Traditionen und Sprachen sind sehr unterschiedlich und letztlich untereinander nicht kompatibel.
Es gelingt Leonhardt in beeindruckender Weise, die Schönheit in der Vielfalt faszinierender Rhythmen aufzuzeigen und die für sich selbst sprechenden Klänge und Bilder durch Alltagssituationen, in denen Rhythmen entstehen, zu verbinden. Der in Bern wohnhafte Regisseur und sein hochbegabter Kameramann Felix von Muralt zeigen als verbindende Elemente wäscheschlagende Männer, sich durch rhythmische Gesänge anstachelnde und koordinierende Schwerstarbeiter, getreidedreschende Frauen und immer wieder Züge - Alltagsrhythmen, die als Vorstufe der Kunstmusik ihre eigenen Reize ausstrahlen. Und immer wieder die faszinierenden, komplexen Tablas, vokalisiert und gespielt vom hochvirtuosen Zakir Hussain und seinem Vater und Lehrmeister. Leonhardts Film wirkt nie belehrend, kommt ohne Off-Kommentare aus. Die Harmonie von Bildern und Klängen (hervorragende Klangqualität) und die genau geplante Abfolge der Sequenzen lassen vermuten, dass Leonhardt hier auch ganz bewusst «komponiert» hat, aus viel Material ein langes Stück Musik zusammengestellt hat, das bestimmten Formen folgt. Hussain und ein paar weitere Perkussionisten aus dem Umfeld des Films (Les Frères Coulibaly, Leonard Eto) sind am 27. Oktober live im Kaufleutensaal in Zürich zu erleben. Neue Zürcher Zeitung vom 26. Oktober 1998